Wintersession im Ida-Scipio-Heim in Mannheim

Am Dienstag hatten wir einen wunderschönen Tag in Mannheim. Wir hielten DemenzPoesie-Fortbildung mit anschließender Session im Ida-Scipio-Heim in Mannhein.

Dieses Wintergedicht ist zusammen mit den BewohnerInnen entstanden:

Was mögen wir am Winter?

Das warme Zimmer natürlich!
Und ich fahre gerne in Winterurlaub,
den Berg hinunter mit den Skiern,
im Erzgebirge mit dem Schlitten.
Und die Bommel meiner Mütze bommelt im Takt der Kurven.

Diese Bommel macht man mit zwei Pappringen,
denke immer an die richtige Schnur,
die darf nicht zu dünn sein.
Dreh es um: dann hast du viele Wollfäden
und der Rest ist reine Fantasie!

Er mag den Winter besonders gern.
Nein sie!
Nein er!
Egal, Hauptsache Schlittschuh laufen!

Ich ziehe mich warm an,
wenn es schneit,
geh ich dann nicht nach Hause!
Und ob eine Schneeballschlacht dem Lehrer stinkt oder nicht -
das stört doch ein Mannemer Mädel nicht!

Der Winter in der 40-er Jahren war sehr sehr kalt,
die Schneeburg war uns ein Versteck,
wir bauten Schneemänner im Luisenpark.

Am Ende eines Schneetages setze ich mich an den Ofen
und esse und trinke gut.
Drum sage ich:
Zum Wohl euch allen!

Alt und Jung - Rosenhöhe (Bielefeld Part II)

Liebe Menschen,

gestern durften wir wieder einen wunderschönen Tag im Seniorenzentrum der Rosenhöhe Bielefeld
verbringen. Zusammen mit 20 Schüler_innen des Brackweder Gymnasiums schrieben wir Texte zum Thema "Alt&Jung" und gestalteten gemeinsam mit den Bewohner_innen des Hauses eine DemenzPoesie-Sitzung.

Alt und Jung

Es sind wieder großartige Texte entstanden:

Freundschaft  (Von den 11. Klässlerinnen Merve, Dalya, Derya, Zerin und Jessy)

Da steht sie mit ihrem breiten Lächeln und ihrem schönen Haar.
Sie gibt sich immer geduldig
und ist immer gutmütig
wie eine Maus.

Man sieht uns an,
aus verschiedenen Wegen kamen wir zusammen.
Ein starker Bund, nicht zu trennen
und dies wir die Liebe der Freundschaft nennen.

Rapunzel ist die nächste.
Ihre leuchtend braunen Augen
erkunden verspielt die Welt
wie ein Delphin.

Man sieht uns an,
aus verschiedenen Wegen kamen wir zusammen.
Ein starker Bund, nicht zu trennen
und dies wir die Liebe der Freundschaft nennen.

Der Beschützerinstinkt tritt hervor -
unser Tiger.
Sie schützt uns mit all ihrer
Kraft und Stärke.

Man sieht uns an,
aus verschiedenen Wegen kamen wir zusammen.
Ein starker Bund, nicht zu trennen
und dies wir die Liebe der Freundschaft nennen.

Still wird unser Glaube geweckt.
Zart schauen uns ihre schönen Augen an.
Sie ist unser Reh.

Man sieht uns an,
aus verschiedenen Wegen kamen wir zusammen.
Ein starker Bund, nicht zu trennen
und dies wir die Liebe der Freundschaft nennen.

Den Schluss macht der Adler.
Sie ist uns vorraus.
Sie hat den Weitblick.

Man sieht uns an,
aus verschiedenen Wegen kamen wir zusammen.
Ein starker Bund, nicht zu trennen
und dies wir die Liebe der Freundschaft nennen.

50 Jahre sind vergangen
und heute schauen wir uns mit denselbern Augen an.


Impressionen der DemenzPoesie-Session vom 16.6.2014

Hoffnung (von dem 11. Klässler Yahya Pamuk)

Nicht die schwarze, sonder die bunte Welt
prägt und begleitet uns durch die Zukunft.
Darum sind Momente wie diese hier und heute besonders,
nicht nur für sie, sondern auch für uns.
Weil wir uns so gut ergänzen,
lasst uns die Vergangenheit doch einfach vergessen!

Ob jung oder alt, ob groß oder klein,
wir sind doch alle gleich,
das ist der Grund, warum wir hier zusammen sitzen.

Jeder hier ist etwas besonderes für sich!
Findest du nicht?!

Alt und Jung - Rosenhöhe Bielefeld (Part I)

Liebe Menschen,

gestern hatten wir einen wunderschönen Tag in Bielefeld!
Unter dem Motto "Alt und Jung" haben wir erst mit 30 Schüler_innen der Bodelschwingh-Realschule Gedichte und Geschichten geschrieben und die alten Klassiker (Zauberlehrling, Erlkönig) erarbeitet.

Brainstorming mit den Schüler_innen "Alt und Jung"


Nach Performance- und Sprechübungen ging es dann nachmittags ins Seniorenzentrum Rosenhöhe.

Hier haben wir gemeinsam mit den Schüler_innen ein Session durchgeführt.

Dabei ist das folgende Improvisationsgedicht mit den Bewohnerinnen der Rosenhöhe entstanden:

Das Gefühl von Sonne

Das schönste am Sommer ist das Gefühl von Sonne auf der Haut,
ein gutes Gefühl.
Ich habe schon viele Sommer erlebt,
aber noch nie gab es so einen komischen, wie in diesem Jahr.
Vielleicht liegt es am Fußball.

Wenn mich die ersten Sonnenstrahlen kitzeln,
denke ich an Schwimmen und Wasserperlen auf meiner Haut,
denke ich an die Amsel und den Spatz
und an die Störche, die ich immer übersehe.

Dann möchte ich Rosen pflücken,
rote mit Dornen und die erfrischend gelben.
Aber Vorsicht! Der Schein trügt!

Ich höre gerne meine Erinnerungen,
am liebsten, wenn meine Stimme sie jungen Menschen erzählt.

Kennst du Sommerregen?
Ich laufe durch die leicht feuchten Wiesen,
barfuß,
ich treibe die Kühe meiner Eltern ein,
die Kühe machen, was sie wollen.

Ich sage zu meiner Schwester:
Verbrenn dir die nackten Füße nicht auf dem Asphalt!
Es sind 25°C draußen,
aber da kann man nichts machen.

Bei so viel Sommerworten läuft mir das Wasser im Mund zusammen.
Und ich gehe mir ein Eis holen!
Wir mögen Vanille!

Guten Appetit




Das folgende Gedicht schrieben Emelie und Melissa, zwei Schülerinnen der Bodelschwingh-Realschule, über das Alter:

70 Jahre

I
Die Menschen haben mich gefragt,
was ich werden möchte.
Ich antwortete Prinzessin, Sängerin, Astronautin,
ein Kindheitstraum.

Die Jahre vergingen,
ich wurde älter,
reifer,
fasste Gedanken zusammen,
begann zu verstehen.

II
Und wieder kamen sie
und fragten:
Das Alter, woran denkst du?
Ich dachte nach:
Die Angst vor der Zulunft,
Schmerzen,
Leid,
Tod.

All das beschäftigt mich im ganzen Rahmen.

III
Jetzt bin ich hier, wo ich bin.
Vieles erreicht,
vieles verloren.

Wenn ich jetzt zurückblicke,
kann ich sagen:
Ich bin stolz auf mich.






DemenzPoesie® im Museum DASMAXIMUM

Entzückter Betreuer vor Flavin (Foto: Pauline Füg)
Liebe Menschen,
wir sind seit Sonntag in Traunreut am Chiemsee.
Hier arbeiten wir mit dem Museum DASMAXIMUM zusammen.
Fokus unseres DemenzPoesie®-Projektes ist es mit besonderen Gruppen (Demenzkranke, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Lebenshilfe etc.) Wortbilder zu den hier ausgestellten Kunstwerken von Andy Warhol, Uwe Lausen und  Dan Flavin mit den Teilnehmern zu erarbeiten.
Das sind die Gedichte, die bisher entstanden sind!
Wir freuen uns sehr über die Zusammenarbeit!

 
(Be a somebody with a body - Warhol;
Dieses Gedicht entstand mit Menschen mit Demenz)                          

Du bist ein reservierter Mann,
wirkst eingebildet
und doch fasziniert mich deine Aura.
Vielleicht liegt's an deinem Heiligenschein,
denn Jesus hatte das ja auch.
Wieso ich darauf komme, dass du Boxer bist?
Du siehst so mit deinen Augen:
du blickst mit dem Blick des Kampfes.


Frau und Flavin (Foto: Pauline Füg)
(Flavin; Dieses Gedicht entstand mit Menschen mit Demenz)

Siehst du
das ist ein Buch
ein Buch mit einem roten Rahmen

Die Ecken sind grau
die Seiten sind raffiniert
Die Schatten sind vielfarbig,
bunt.

Das ist ein Buch
sieht doch genau hin!
Alles hier kann man lesen


(Camouflage – Warhol; Dieses Gedicht entstand mit Menschen mit Demenz)

Eine Ursuppe
wird zum Dschungel
wird zum Beginn des Lebens
wird zu Meeresfischen
wird zu gebrauchten Tönen der Tarnung
wird zu gleichen Modellen von Lebenskopien
wird zu antiken Ruinen
ein endendes Trauerspiel


(Geometer – Lausen; Dieses Gedicht entstand mit Menschen mit Demenz)

Ich glaube
er hat so viel geküsst
dass er kopflos geworden ist.
Kussmünder am Oberschenkel!

Trotz Kopflosigkeit
hält er die Formen ein
steht an die Leinwand gelehnt.
Anzugschlips und Manschettenknopf!

Lachende Liebe
die ist doch wie ein Vogelhaus,
wer drinnen ist, will wieder raus.
Doch draußen ist es sehr allein!